Von Beginn ihrer Karriere an hat sie sich mit vielen musikalischen Genres beschäftigt und immer
wieder ausprobiert, was auf dem Knopfakkordeon möglich ist. Auf ihrem neuen Album, mittlerweile
ihr 21., wendet sie sich explizit ihrer musikalischen Herkunft, der Musette-Musik, zu.
Den Titel „Musetteries“, eine eigene Wortschöpfung, erklärt sie so: „Ich wollte mit einem
Augenzwinkern ausdrücken, dass dieses Album zwar mit Musette zu tun hat, aber nicht dem reinen,
puren Musette-Stil gewidmet ist. Es handelt sich dabei um 12 sehr unterschiedliche Stücke, die mehr
oder weniger nah an dieser Musik sind. Sie spiegeln wider, was ich aus meinen Musette-Wurzeln
gemacht habe."
Und was dabei herausgekommen ist, klingt frisch, authentisch und überzeugend, wohl auch
deshalb, weil sie einen weiten Bogen um die Klischees macht, die sich aufdrängen, wenn man an
französische Akkordeonmusik denkt.
Wer der „Grande Dame des Akkordeons“ auf ihrer neuen CD „Musetteries" zuhört, erlebt eine
ebenso abwechslungsreiche wie stimmige Reise durch unterschiedliche musikalische Landschaften.
Wie zum Beispiel den sinnlichen Tango „Macho Picchu", dessen Titel dem männlichen Part des Tango
humorvoll entspricht. „La Java d’Manu" ist ein frecher Java, wie er bei einem „Bal-Musette“ in den
Vorstädten getanzt wurde. Für „Cohabition" treffen zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander:
ein afrikanischer Rhythmus flirtet hier mit einem klassischen Musette-Walzer, die beide aber dank
des raffinierten Arrangements dennoch vorzüglich miteinander harmonieren. „Le Chien Ricanant" ist
eine Verbeugung vor dem Gypsy-Swing-Stil, der sich in den 30er und 40er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts mit Musette vermischte. Und mit „Rue de la Huchette" erweist Lydie dem Swing-Waltz
die Ehre.
Bei den Konzerten von Lydie Auvrays „Musetteries“-Tour 2019/2020 steht die neue CD im Mittelpunkt, aber auch vertraute Werke, von denen manche schon Kultstatus bei ihren Fans haben, kommen selbstverständlich nicht zu kurz. Typische „lydieske“ Walzer und Tangos, berührende Lieder in französischer Sprache, deren Inhalt die Künstlerin charmant erläutert, und auch Weltmusik im weitesten Sinne - mal lyrisch-melancholisch, mal rhythmisch-feurig. Zusammen mit ihren beiden
Begleitmusikern macht Lydie Auvray mit ihrer ausnehmend gefühlsbetonten Musik aus jedem
Konzert ein bleibendes Erlebnis.